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Um das Jahr 1200 wurde die Burganlage stärker befestigt und der heute 29m hohe achteckige "Dünne Turm" zur Sicherung einer größeren Burgbesatzung erbaut. Auch er hatte ursprünglich keine Fenster und wie der Dicke Turm keinen ebenerdigen Zugang. In Inneren des Turms sind heute alle Spuren der einstigen Einrichtung verwischt und auch sein Äußeres wurde wesentlich verändert.

Der Adlerhorst als sechstes Stockwerk und das heutige Dach des Turms wurden erst im 20. Jahrhundert eingebaut. Im Zuge des Ausbaus der Befestigungsanlagen wurde auch die romanische Hofkapelle errichtet. Von deren Giebelwand sind nur noch Teile des Portals erhalten. Die Herkunft und Bedeutung der beiden aus der Zeit um 1300 stammenden Figurenplatten an der Außenfassade sind bis heute nicht endgültig geklärt. So ist ungewiss, ob sie ursprünglich zur Burg gehörten oder erst im 19. Jahrhundert herbeigeschafft wurden.

Die Burg bildete einen Anziehungspunkt für die Bevölkerung der Umgebung. Dies trug zum Wachstum des unterhalb des Burgbergs liegenden Ortes Rieneck bei, der seit Anfang des 13. Jahrhunderts als Stadt bezeichnet wird. Bald schon erschien den Grafen von Rieneck die Burg jedoch nicht mehr als standesgemäß und sie zogen Lohr als Wohnsitz vor.

Die Burg behielt ihre strategische Bedeutung, da sie die rieneckischen Gebietsansprüche sicherte und die Birkenhainer Straße, den wichtigsten mittelalterlichen Verkehrsweg der Region, kontrollierte. Spätestens seit dem Aussterben des Rienecker Grafengeschlechts in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts war die Burg nicht mehr ständig bewohnt und verfiel zusehends. 1673 wurde die Grafschaft Rieneck an Johann Hartwig Graf von Nostiz verkauft, der sich damit die Standesrechte eines Reichsgrafen mit Sitz und Stimme im Reichstag sicherte.

Um 1860 kaufte Professor Dr. Franz Rinecker die Burg, da er seine enge Verwandtschaft zum Rienecker Grafenhaus nachgewiesen glaubte. Er setzte sein Vermögen für so umfassende Restaurierungs- und Umbaumaßnahmen im Stil der Neugotik ein, dass heute eine Unterscheidung der mittelalterlichen Bausubstanz von den baulichen Veränderungen des 19. Jahrhunderts zuweilen schwer fällt. In den 1920er Jahren stand die Burg im Besitz des Dichters und Schriftstellers Walter Bloem. 1929 wurde ein massiver Umbau vorgenommen: In den Dünnen Turm wurden Fenster gebrochen, der Verbindungstrakt zwischen beiden Türmen entstand und das Dach erhielt die ersten größeren Gauben. Seitdem wurde Burg Rieneck zunächst als Kinderferienheim, dann als SA-Sportschule, als Lazarett, als Kriegsgefängnis,  als Krankenhaus und schließlich auch wieder als Ferienheim genutzt. 1959 wurde die Burg von der Christlichen Pfadfinderschaft (CPD) gepachtet und 1967 erworben. Im Jahr 1976 wurde mit der Errichtung des Saalgebäudes der heutige bauliche Zustand der Burg erreicht. Die Pfadfinderburg Rieneck befindet sich heute im Besitz des Verbandes Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) und ist dessen internationales Schulungs- und Begegnungszentrum. Sie arbeitet eng zusammen mit dem Netzwerk anderer europäischer Pfadfinderinnen- und Pfadfinderzentren.